Ende 2004 wurde mein alter Win98-PC frei und das SwitchCom-Startset für Win98 war relativ günstig zu erstehen. Ich habe mich mit dem SwitchCom-System, als digitales Stellwerk an einer analog fahrenden Modelleisenbahn beschäftigt und gekauft. Als ich die Teile in den Händen hatte, habe ich mit Hard- und Software ein paar Experimente zum tatsächlichen Betriebsablauf durchgeführt. Erst danach habe ich mir Gedanken über den Einbau in die Ausstellungsanlage gemacht. Erschreckende Erkenntnisse kamen zu Tage beim Betriebsvergleich von SwitchCom gegenüber meiner analogen Steuerlogik.
Ein erster Vergleich
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SwitchCom
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KHW-System
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Aufbau
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Dezentral: Alle Schaltmodule sind an der Modellplatte befestigt und direkt verdrahtet.Die Schaltmodule sind über BUS-Kabel verbunden.
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Zentral: Alle Schaltpunkte der Modellplatte sind zum Steuergestell verkabelt und dort mit den Schaltmodulen verbunden
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Weichen
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Alle Magnetartikel werden über eine einzige Stromversorgung gespeist
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Die Magnetartikel sind in Gruppen geschaltet und werden über mehrere Trafos gespeist
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Meldekontakte
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am Besten ist Dauerimpulsgabe durch Gleisbesetztmelder
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Infrarot-Reflex-Lichtschranken Positionsimpulse vom 300ms Länge
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Signaltechnik
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Ausgangsstellung: alle Signale sind rot, alles Stopp! Logik: einschalten
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Ausgangsstellung: alle Signale sind grün, alles Freie Fahrt! Logik: ausschalten
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Handsteuern
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Per Mouse-Klick am PC und Fahrtrafo
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Fahrpult mit Tasten, Schalter und Signalisierung mit LED und Fahrtrafos
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Wie man in der Tabelle, die man noch erweitern könnte, erkennt, hat der digitale Aufbau fast keine Gemeinsamkeiten mit der eigenen Steuertechnik. Ich stand vor der Wahl alles Eigengebaute abzubauen und zu verschrotten um SwitchCom alleinig den Weg zu bahnen oder SwitchCom für eine andere, neue Modelleisenbahn zu verwenden.
- Neubau ok, aber kein Platz.
- Abbauen kam auch nicht in Frage, denn es waren ja Ausstellungen geplant und diese wollte ich nicht absagen.
Es kam, wie schon immer, es musste eine technische Lösung für die Zusammenschaltung der Systeme und einen abwechselnden Betrieb geben. Dieses technische Abenteuer sollte auch kostengünstig bleiben.
Die zündende Idee war nach einiger Überlegungszeit: Ich bediene vom PC über SwitchCom meine eigengebaute zentrale Steuereinheit. Von dort aus wird die Modelleisenbahn sowieso in Betrieb gesetzt. Ein irrer Gedanke!
So irre ist der Gedanke aber doch nicht, denn der Steuerweg PC - SwitchCom zum Steuergestell und weiter zur Modellbahn ist kein anderer als der Steuerweg vom Fahrpult zum Steuergestell und weiter zur Modellbahn
Bereits nach kurzer Zeit hatte ich einen Arbeitsplan und eine Materialliste:
- SwitchCom wird zentral am PC-Platz aufgebaut. Die Schaltausgänge werden über Verbindungskabel zur Verteilerebene am Steuergestell geführt. Dort werden diese Schaltpunkte mit den selbstgebauten Schaltmodulen verbunden.
- Gleisbesetztmelder für 48 Gleisabschnitte der Ausstellungsanlage müssen neu gebaut und eingeschleift werden.
- Signalkonverter zwischen den Systemen gleichen die Logik an (Zustand “Ein” wird “Aus” und umgekehrt). Diese Baugruppen müssen “neu” gebaut und in die Schaltkreise eingeschleift werden
- Zum großen Vorteil, die Fahrpulte können in Betrieb bleiben - ja sie haben sogar eine Vormacht-Stellung das heißt, wenn dort ein Gleis ausgeschaltet wird, kann es weder vom Steuergestell noch vom PC wieder eingeschaltet werden. Trotzdem werden die Lichtsignale am Gleis angezeigt wie es die Automatik vorgibt. Das ist zum Prüfen sehr wichtig.
“Projekt SwitchCom” wurde gestartet. Alle Vorgaben sind machbar, zwar nicht von heute auf morgen, aber im Hobby spielt Zeit keine Rolle.
Gerechterweise muss man sagen, wer eine nach Hersteller-Regeln gebaute, handgesteuerte Modelleisenbahn hat und umrüsten will, hat diese Probleme mit SwitchCom nicht. Nur meine Automatik-Steuerung, die ja hier beibehalten werden soll, macht das Ganze etwas komplizierter.
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Eigenbau der Gleisbesetztmelder-Baugruppen
Zunächst machte ich mir Gedanken, wie ein Gleisbesetztmelder im analogen, bidirektionalen Betrieb elektrisch funktioniert, und wie der Ausgang zum SwitchCom Rückmeldedecoder beschaffen sein muss. Mit diesen Schnittstellenbedingungen habe ich einen eigenen Gleisbesetztmelder entworfen, versuchsweise aufgebaut und getestet. Die Schaltung hat funktioniert. Der nächste Schritt war eine Vielzahl dieser Bausteine zu bauen und im Steuergestell unterzubringen. Als ich dann die benötigten Bauelemente (Transistoren, Widerstände, Dioden, ICs, Lochplatinen usw.) im Conrad-Versand bestellen wollte, bekam ich auch eine Vorstellung zu den Kosten. Zufällig sah ich beim Blättern im Katalog, dass es auch komplette Bausätze zu kaufen gab. Zunächst habe ich mir die zugehörigen Schaltpläne “online” recherchiert und festgestellt, dass ein Besetztmelder-Typ fast baugleich mit meiner eigenen Schaltung war. Zusätzlich war der 4-er Bausatz ca. 30% billiger als die Einzelbauelemente meiner Schaltung, und eine fertige Platine für den einfachen Aufbau ist dabei. Bei 48 benötigten Meldern war die Entscheidung für die Bausätze der Firma TAMS-Elektronik nicht schwer. Mit 4 TAMS-GBM habe ich dann eine Baugruppe für das Steuergestell entwickelt, die 16 Gleisbesetztmelder mit der zugehörigen Ausgangssteuerung zusammenfasst. Eine kleine Änderung an den Trenngleissteuereinheiten und die Besetztmelderbaugruppe konnte in das eigengebaute System integriert werden. Nach den ersten Tests wurden die Ausgänge mit den SwitchCom Rückmeldedecodern verbunden. Auf Anhieb hat die Software WinDigipet für SwitchCom die Signale erkannt und die Zugfahrt am Bildschirm dargestellt
In einem großen Bildbericht will ich die Herstellung einer Steck-Baugruppe zeigen.
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