DIE RHEINPFALZ - Pfälzische Volkszeitung, 19. November 2012

Rendezvous mit der Welt in Klein

Queidersbach: Fans aus dem In- und Ausland zieht es zur Ausstellung der Modellbaugruppe Sickingerhöhe

Von Doris Theato

Der Motor leiert. Stille. Neuer Versuch. Ah, jetzt brummt er rund und vertraut, der schwere Diesel-Lkw. Nur ist nicht wirklich einer da. In der 24. Modellbau-Ausstellung der Modellbaugruppe Sickingerhöhe in Queidersbach klingt alles wie echt, sieht auch so aus, nur ist es halt ein bisschen kleiner.Wie die Autobetonpumpe, die Freddy Amann stolz im Maßstab 1:8 präsentiert und die gerade in voller Arbeitsleistung ertönt. Nun gut, Beton läuft keiner, aber sonst sieht das gelbe Gefährt mit dem roten Mast täuschend echt aus. Drei Jahre hat der Franzose daran gebaut, hat Kunststoff zur Zugmaschine geformt, Stahl verarbeitet sowie Hydraulik und Elektronik mit ruhiger Hand installiert.Der Modellbau ist eben ein Hobby, in dem die Ruhe wohnt. Hektik gibt es in der vollen Ausstellungshalle nicht. Während die einen noch staunen, wird an den Börsentischen nebenan schon ein bisschen gefeilscht. Der eine oder andere trägt derweil mit feinem Lächeln im Gesicht bereits seine neueste Errungenschaft nach Hause.

Vom Mini-Traktor über die Gasleitung bis zur Kathedrale:
 Gebaut wird, was gefällt.

Die Cousins Max (11) und Marlo (13) Keßler aus Queidersbach und Bann gehören zum Nachwuchs in der weitgehend männlich geprägten Szene. Stolz zeigen sie ihr großes landwirtschaftliches Modell. „Das ist aus Dämmstoffen“, verraten die Jungs. Ihre Traktoren mähen zwar nur künstliches Gras, aber die Baumgruppe haben sie immerhin aus echten kleinen Zweigen zusammengesteckt.
Papier und nichts als Papier modelliert Rolf Arndt aus Landau. Paläste und Kirchen stehen vor ihm. An der Kathedrale von Reims wird er sich wohl die nächsten 100 freien Stunden versuchen. Der Winter kann kommen. Zumindest der Mann ist beschäftigt. Am Stand gegenüber gehen Panzer und Kriegsflugzeuge in Stellung. Ein etwas antiquiertes und wirklich dickes Praxishandbuch für Hobbyeisenbahner wird daneben für schlappe sechs Euro angeboten.

Das braucht Elke Weißmann aus Mackenbach sicher nicht. Ihre schnuckelige Minieisenbahn fährt längst durch eine liebevoll drapierte Winterlandschaft. Eine Frau am Eisenbähnchen? „Die hat mein Mann 1970 auf ein grünes Brett gebaut“, verrät sie, woher der Wind weht, sprich die Bahn kommt. Aber Grün unterm Weihnachtsbaum, das ging im Hause Weißmann nun mal nicht. Also hat sie kleine schmucke Ständchen und Häuschen gebaut, ein bisschen Schnee aufgemischt – und kann es seitdem nicht mehr lassen.
Es ist ein Virus, der hochgradig ansteckend durch das Modellbaugeschehen flitzt, Windparks en miniature zum Leben erweckt oder in einer Sandgrube sogar Gasleitungen verlegt. Die sind aber erst unter der Lupe erkennbar. 1:700 steht als Maßstab am Modell. Der Erbauer muss wahrlich Adleraugen und Pinzettenhände haben.
Ein bisschen größer sind die Lastwagen von Klaus Damm aus Gladenbach da schon, aber mit 1:24 immer noch immer eine Herausforderung. Hinterm Lenkrad klemmt die Zeitung. „Die scanne ich ein und verkleinere sie entsprechend“, erzählt er. Sicherlich die kleinste Übung. Den Rest an Informationen sammelt er wie Puzzlesteine im Internet: mal hier ein paar Daten von den Firmen, dort ein Foto, auf dem er was ausmisst.
Oder eben auf Ausstellungen wie dieser, wo das Wissen rund um das geliebte Hobby quasi am Stand vorbei getragen wird. Im Austausch unter Gleichgesinnten sieht Bernd König als verantwortlicher Veranstalter das eigentliche Bonbon des Tages. Aus Frankreich, Luxemburg und weiten Teilen Deutschlands bündelt sich das Kapital „Modellbau“ in Queidersbach. Eine stolze Leistung, zumal die Abteilung im Motorsportclub Queidersbach die Ausstellung mit gerade noch fünf Personen ausrichtet. Aber nichtsdestotrotz erfolgreich.